DasWerbenEdition

Michael Hofstetter, Das Werben,
1993, 40 x 60 cm, archival ink on paper, Graphic Edition

 

 

Michael Hofstetter, Das Werben, 1993

 

 

 

 

 

"DAS WERBEN" thematisiert die Litfaßsäule als ein Objekt, welches alle Ebenen zwischen dem Status einer autonomen Skulptur und dem eines Trägers seduktiver Informationen umfaßt. Diese Ebenen werden als sich widersprechende nebeneinander vorgeführt und so in einen bild-räumlichen Bezug zueinander gesetzt. Diese beiden extremen Realitäten einer Litfaßsäule werden somit, nun ihrer selbst bewußt, als mögliche Strategien künstlerischen Handelns auf der Ebene des ästhetischen Diskurses erneut miteinander verschränkt.

Fotografie, Text und die vier Grundfarben eines jeden Offsetdruckes (Magenta, Cyan, Yellow und Black) sind die "Bausteine" gedruckter Werbung. In "DAS WERBEN" erscheinen diese "Bausteine" als Bausteine, d.h. voneinander isoliert und nebeneinander aufgereiht. Zusammen bilden sie als künstlerische Konzeption die Manifestation dessen, was sie repräsentieren.

Die Fotografie zeigt den durch die Litfaßsäule jeweils verstellten Blick. Mit dem Rücken zur Litfaßsäule wurden fotografische Aufnahmen nach Norden, Osten, Süden und Westen gemacht. Diese Fotografien werden dann auf der dem Aufnahmepunkt jeweils gegenüberliegenden Seite der Litfaßsäule angebracht und erzeugen auf diese Weise die Illusion, als wäre die Säule durch zwei Schnitte in vier gleich große Teile geteilt. Diese Schnitte thematisieren die Säule als skulpturales Objekt. Da die Fotografien nicht wirklich, sondern nur illusionshaft die Säule durchschneiden, fungieren sie gleichzeitig als Vorschein jener referenten Welt, welche die Werbung adressiert und von der sie zugleich entfliehen möchte.

Der Text: "HOW LUCKY CAN YOU GET" ist die Werbung der amerikanischen Lotteriegesellschaft. In meinem Werk wird dieser Satz als standardisierte Form der jedem Werben innewohnenden Verheißung eingesetzt. Der Text erscheint schwarz auf jedem der vier Farbfelder.

Magenta, Cyan, Yellow und Black stehen als Farbflächen zwischen den Bildern. Durch ihre Farbräumlichkeit erscheinen diese Flächen der realen Säule vorgelagert. Der auf ihnen liegenden schwarze Schriftzug bildet dann nochmals eine räumliche Ebene, die dem Farbfeld vorgelagert erscheint. Auf diese Weise kommt der Text und die Farbfelder dem Betrachter buchstäblich entgegen, während die Fotografie von ihm weg verweist.

Dieser bild-räumliche Ablauf: "Text", "Farbfläche" und "Fotografie" schält quasi analytisch die Säule in ihrer konstitutiven Bestandteile auf.

New York Juli 1992