Michael Hofstetter: Mobbing & Mode_Berlin, 2002

 

Projektraum Mathias Kampl
Auguststrasse 35
10119 Berlin
Tel / Fax 030.28391862
Do + Fr 14 – 18 Uhr
Sa 12 – 19 Uhr
und nach Vereinbarung


Austellungseröffnung: 26. Januar 2002, 18 – 21 Uhr
Dauer der Ausstellung: 26 .Januar bis 9. März 2002

 

Pressetext



Die Ausstellung "Mobbing & Mode" in der Galerie Kampl spricht die Sprache der Modeläden desTrends: Multimediaarbeiten rahmen zum Kauf dargebotene Kleidung in der Absicht, ein Gefühl der Zustimmung zu erzeugen. Hofstetter dreht diese Sachlage um: Hier ist es die Mode für Frau & Mann, die seine zum Kauf dargebotenen multimedialen Arbeiten dekoriert.

Die Ausstellung zeigt kleinere Schriftarbeiten in unterschiedlichsten Medien – Skulptur, Leuchtkasten, Fotografie, Computeranimation, Aquarell –, die in den letzten Jahren neben Hofstetters großen Installationen entstanden, sowie jeweils ein Outfit für die Frau / den Mann, das speziell für diese Ausstellung entworfen wurde.

Die Textarbeiten kreisen um das Begehren des Betrachters an die Werke des Künstlers. Seine Erwartung wird auf verschiedene Weise unterlaufen: Entweder wird sie – in ihrer buchstäblichen Bestätigung – selbst zum Werk ("Der Traum des Galeristen") oder sie wird – in Kritik landläufiger Rezeption – als illegitim zurückgewiesen ("Die Begrüssung der Welt", "Das Substitut"). Auf diese Weise verwandeln sich singuläre Reaktionen auf Hofstetters Arbeiten in Werke, die grundsätzliche Fragen der Kunst und ihre Begründung thematisieren.

Verbinden sich diese Schriftarbeiten mit den Outfits "WHOAMI?WOMAN?" / "WHOAMI?MAN?" formal durch den aufgedruckten Text und die Überlagerung mehrerer stark kontrastierender Bildebenen bzw. Kleiderschichten, so widersprechen sich beide Ausstellungselemente inhaltlich aufs Schärfste. Auf den ersten Blick erscheinen die Schriftarbeiten als bloße Affirmation der Erwartungen ihrer wissenden Betrachter, während sich in den Outfits ein fragendes Ich gegen alle Fremdbestimmung trotzig zu behaupten scheint. Auf den zweiten Blick entpuppen sich die Kleidungsstücke als Signale aktueller Gruppenidentitäten, als Ausdruck sozialer Gruppenbildung und Marginalisierung über die Funktion von Mode. Dieser repressive Mechanismus legen die Schriftbilder offen, die sich damit als Zeugnisse eines subversiven Aufbegehrens zu erkennen geben.

Dr. Inga Meincke