1989_FauxDesBonneFoi_LaVue

Michael Hofstetter, Faux Raisonnement Fait de Bonne Foi, 1989, 175 x 225 cm, Das Sehen

 

 

Michael Hofstetter
Faux Raisonnement Fait de Bonne Foi
1989
6-teilig
Siebdruck auf Markisenstoff, jedes Bild 175 x 225 cm

 

 

12. Juni '89

An das Präsidium der Akademie der bild. Künste
Akademiestr. 2.
8000 München 40


Sehr geehrte Damen und Herren,


anlässlich der Jahresausstellung der Akademie stelle ich eine Bildfolge, bestehend aus sechs Siebdrucken im Format: von 167 x 252 cm im Vestibül aus.

Die Bilder sollen einen Zusammenhang zwischen der Kunst der Tapisserie und der, an den Pariser Geschäften üblichen Markisen­dekoration herstellen.

Bei den Tapisserien beziehe ich mich konkret auf die Bildteppich­folge: "La dame à la Licorne" (http://www.quer-magazin.at/home/22-2016/533) im Musée de Cluny in Paris. Vor-Bilder für die Markisendekoration sind Photos von zeitgenössischen Pariser Markisen.
Formal wird die Verbindung zwischen Bildteppich und Markise so hergestellt, daß ich den Begriff von dem Bildteppich mit dem Ornament der Markise verbinde. D. h ich wechsle den Begriff auf der Originalmarkise aus.
Das Ornament, erscheint auf dem Siebdruck photographisch gebrochen. Auf diese Weise verändert sich von Siebdruck zu Siebdruck, je nach perspektivischer Brechung des Ornaments, das Verhältnis von Schrift­bild zu Bildbild.

Konzeptuell haben Markise und Tapisserie ihren Zusammenhang im Material, der Zuordnung von Begriff und Bild, der Produktions­technik in seiner geschichtlichen Genese (Manufaktur/ Fabrik) und in der unterschiedlichen Thematisierung des Verhältnisses vom Subjekt zur Gesellschaft.

Die Formate für meine Folge ergaben sich zwangsläufig aus dem Be­zugsmaterial.

Aufgrund des viel zu kleinen Drucktisches in der Siebdruckwerkstatt mußte ich mich an eine gewerbliche Siebdruckerei wenden, und die Siebdrucke dort mit erheblichem Kostenaufwand erstellen.
Die Gesamtkosten für die Erstellung der Siebdrucke betrugen DM 10.000.- .

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Um die, Siebdrucke in der Jahresausstellung der Akademie adäquat präsentieren zu können, werde ich sie im Vestibül in einer In­stallation präsentieren.
Aufgrund der konzeptuellen und den real-architektonischen Vorgaben erscheint es mir notwendig, sie in einem sechseckigen Raum mit drei Öffnungen, quasi kaleidoskopisch, zu zeigen.

Das Sechseck wird aus Stellwänden gebaut, die mit weißen Molton­stoff verkleidet werden.
Eine Wand des Sechsecks besteht aus zwei aneinandergeschobenen Stellwänden, wie sie in der Akademie üblicherweise benutzt werden.

Ich bitte das Präsidium deshalb mir 12 Stellwände für die Dauer der Ausstellung zu Verfügung zu stellen. Die Stellwände dürfen nicht mit dem U-Eisenprofil versehen sein, damit ich den Molton an den Kanten antackern kann. (Dies wäre möglich, weil für die Jahresausstellung neue Stellwände angeschafft werden, die erst hier in der Akademie mit Eisenprofilen versehen werden).

Falls es dem Präsidium unmöglich ist, mir 12 Stellwände zu geben, bitte ich Sie zu prüfen, ob Sie mir die Stellwände nach der Aus­stellung für die Akademie abkaufen könnten.

Die Kosten für die Installation beliefen sich für mich, ohne eine Hilfe seitens der Akademie, einschließlich den Holzplatten, den 48 Metern Moltonstoff und den Eisenwinkeln auf DM 3.318.- DM

Ich bin gerne bereit, meine Konzeption dem Präsidium persönlich vorzustellen.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Hofstetter