Michael Hofstetter, Oram Littoris Primi Lego, 1991

 

 

Galerie der Künstler
Maximilianstraße 42
80538 München

 

 

Szenarien der Wirklichkeit

Austellungseröffnung: 11. Januar 1991
Dauer der Ausstellung: 11. Januar 1991 bis 7. Februar 1991

 

 



Konzept

Michael Hofstetter: Oram Littoris Primi Lego
(Ich halte mich an das Nächste)


Bezugnehmend auf den Titel der Ausstellung "Szenarien der Wirklichkeit", zeige ich als Rauminstallation die kulturhistorische Genese der Ablösung der Außenbeobachtung durch die Selbstbeobachtung, als die sukzessive Totalisierung des Interieurs. Der Innenraum wird zur Welt in der Welt

Anhand von drei Cameras - Obskuras wird die Ablösung des Außen zugunsten des Innens inszeniert. Dies geht einher mit der Stärkung des Subjekts und seiner Einbildungskraft. Subjekt wie Objekt treten dabei als ein unbestimmtes Absolutes auf. Die Installation bestimmt das Verhältnis dieser beiden Pole anhand von drei exemplarischen Beispielen. Es sind drei unterschiedliche Weisen, wie das Subjekt sich auf Welt beziehen kann:


"BEGEHREN", "EINSICHT", "WIEDERKEHR"


Die Bewegung von Allegorie zu Allegorie vollzieht eine zunehmende Verinnerlichung bei abnehmender Referenz zur Welt hin.

Die Ausführung der Installation sieht folgendes vor:
Drei Kameras - Obskuras werden in unterschiedlichen Maßen angefertigt. Alle drei Kameras sind an der Rückseite offen. Es werden an allen drei Kameras an der Rückseite gegenüber dem Objektiv geätzte Glasscheiben mit einem 5cm großem Strichraster angebracht. Auf die Scheibe wird in der Mitte ein Begriff aufgedruckt.

Die unterschiedlichen Maße ( = Brennweiten) entsprechen der unterschiedlichen Beziehung, die die einzelnen Begriffe des Subjekts zur Welt hin bedeuten.

Kamera 1 hat die Maße 200 cm x 100 cm x 50 cm
Kamera 2 hat die Maße 200 cm x 100 cm x 100 cm
Kamera 3 hat die Maße 200 cm x 100 cm x 150 cm

Kamera 1 wird vor dem einzigen Fenster des Raumes auf 12 cm hohen Klötzen aufgestellt.
Sie steht am nähesten zur Außenwelt. Sie besitzt die kleinste Brennweite. Ihr wird der Begriff" BEGEHREN" zugeordnet.

Kamera 2 wird vor einem der beiden Bogeneingänge zum Nachbarzimmer aufgestellt.
Gegenüber dem Bogeneingang befindet sich das Fenster des Nachbarzimmers. Somit steht die Kamera gegenüber dem Fenster des Nachbarzimmers. Ihr Abstand zur Außenwelt ist um ein Zimmer größer wie der von Kamera 1. Ebenso hat es die doppelte Brennweite. Sie beträgt 100 cm wie die Breite der Kamera. Dieser Kamera wird der Begriff" EINSICHT" zugeordnet.

Kamera 3 wird vor einer Raumecke aufgestellt. Ebenso wie Kamera 1 und 2 auf 12 cm hohen Klötzen. Ihre Beziehung zur Außenwelt ist fiktiv weil ihr kein sichtbares Fenster gegenüber liegt. Ihre Brennweite beträgt 150 cm. Dreifach so groß wie die von Kamera 1. Ihr wird der Begriff "WIEDERKEHR" zugeordnet.

Kamera 1 und Kamera 2 stehen im rechten Winkel zueinander.
Kamera 3 steht in einem Winkel von 45 Grad sowohl zu Kamera 1 als auch zu Kamera 2.

Kamera 3 steht auf der Hypotenuse des rechtwinkligen Dreiecks, welches die drei Kameras bilden.

An den geätzten Glasscheiben entsteht ein seitenverkehrtes und auf dem Kopf stehendes Abbild dessen worauf die Kamera gerichtet ist. Bei Kamera 1 ist es der Ausblick aus dem Fenster des Raumes selbst. Bei Kamera 2 ist es der erleuchtete Nebenraum und der Ausblick aus dessen Fenster. Bei Kamera 3 ist es die Raumecke. Da bei Verlängerung der Brennweite das Bild auf der Mattscheibe schwacher wird, verändert sich die Mattscheibe wie folgt: das projizierte Bild wird von Kamera zu Kamera schwächer während das graue Raster und der Begriff immer klarer hervortreten.