Radikale Bilder
Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum
2. Österreichische Triennale zur Fotografie 1996
kuratiert von Werner Fenz und Reinhard Braun
4. Juni bis 28. Juli 1996
Michael Hofstetter: Beutemachen, 1996
Holztetraeder, 125 cm x 166 x 300 x 125 cm, Siebdruck auf Plexiglas 125 x 300 cm
Diaprojektion, 32 Video Stills aus dem Schwarzenegger-Film "Predator", 12 Dias, Eröffnung der Special Olympics in Schladming 1993 mit Schwarzenegger, seiner Frau, dem Bundeskanzler, dem Bundespräsidenten und dem Bischhof (Courtesy: Melbinger Graz), 25 monochrom rote Kleinbilddias, 12 monochrom schwarze Kleinbilddias
"Beutemachen" ist eine Fotografieinstallation, welche die Raum-im-Raumschachtelung des Roten Saals in der Neuen Galerie im Landesmuseum Jaonneum durch die Installation "o. T." von Heimo Zobernig fortführt und eine weitere Raumschachtel dazufügt. Diese Raumschachtel ist im Gegensatz zu Zobernigs White Cube eine Black Box. In dieser befindet sich ein Diaprojektor, der mit Hilfe eines Diakarussells 81 Bilder an die Innenseite der aufgeschnittenen Black Box wirft. Die Bilder zeigen sukzessiv die Rückseiten der ausgeblendeten Räume und dekonstruieren so das Ausstellen.
Das Sichtbarmachen der ausgeblendeten Räume erstreckt sich von Zobernigs White Cube über den Rokokoraum und den lokalpolitischen Raum Steiermark/Österreich bis hin zum Naturraum des Films "Predator" mit Arnold Schwarzenegger. In diesem Film entwächst aus dem Schleier des Blätterteppichs des Urwalds ein Ungeheuer, welches ohne Motiv den rationalen Menschen zerstört. Ziel der Installation "Beutemachen" ist ein Untergraben des rationalen Gehäuses White Cube durch eine Dynamisierung der Bilder und den Verweis auf "Naturhaftigkeit" am Beispiel dieses Films; dabei wird letztlich die heile Oberfläche des "Roten Saals" mit der heilen Oberfäche des Urwalds assoziert, aus der es das Ungeheuer jeweils herauzulösen gilt. Die Installation "Beutemachen" arbeitet mit einer formalen Klammer, die das Ornament der Wandteppiche des Rokokoraums, das Raster der Zeitungsfotografien und den filmischen Blätterwald des Dschungels umfaßt. Innerhalb dieser formalen Klammer dissoziieren sich die einzelnen Repräsentationsebenen. Dabei werden nicht nur drei verschiedene Arten der Fotografie (künstlerische Fotografie, Dokumentarfotografie und Video Still) verwendet, sondern auch drei verschiedene Arten der Wirklichkeitskonstituierung (Museumswirklichkeit, politische Wirklichkeit und Wirklichkeit des Films) miteinander verwoben.
Im Mittelpunkt der Installation steht ein minimalistisch anmutendes Objekt, welches die vorgenommene Neutralisierung des Rokokoraums zum White Cube scheinbar fortführt. Die Grundform dieses Objektes ist ein Holzkubus, dessen Außenmaße sich durch eine 25prozentige Verkleinerung der Installation von Heimo Zobernig ergeben. Ausgeführt wird aber nur eine Hälfte des Kubus, so als wäre dieser - wie ein Foto den Raum schneidet - in der Diagonalen durchschnitten worden. Diese Kubushälfte wird um 14 Grad gekippt und verhält sich dadurch dynamisch zum Raum. Der diagonale Schnitt wird mit einer grauen Glasscheibe geschlossen, welcher der ein Siebdruck aufgedruckt wurde. Der Siebdruck zeigt die Fensterseite und eine Stirnseite des durch die weißen Wände verdeckten Rokokoraums. Im Innern des Kubus befindet sich ein Diaprojektor. Dieser wirft auf die siebbedruckte Plexiglasscheibe im Rhythmus von 2 Sekunden Bilder. Die Bilderfolge besteht aus 81 Einzelbildern: 32 Videostills aus dem Film "Predator" mit Arnold Schwarzenegger, 12 Dokumentarfotografien vom Besuch Schwarzeneggers in Schladming/Steiermark im Jahr 1993 sowie 12 monochrom schwarze Dias und 25 monochrom rote Farbdias - rot wie der verdeckte Wandteppich, rot wie das Dunkelkammerlicht, in dem S/W-Fotografien bearbeitet werden.