Michael Hofstetter: Die Schwelle, 1997
Städtische Galerie im Lenbachhaus
Luisenstraße 33
80333 München
Pressetext
Austellungseröffnung: 3. Juni 1997
Dauer der Ausstellung: 4. Juni bis 13. Juli 1997
Die kontextbezogene Installation Die Schwelle steigert den Durchgangscharakter der ehemaligen Remise des Malers Franz von Lenbach und jetzigen Ausstellungsraumes 1 des Lenbachhauses.
Ausgestellt wird ein Duplikat des Zufahrtstors, in welches die Eingangstür zum Ausstellungsraum eingeschnitten ist. Dieses Objekt steht in der Mitte des Raumes, teilt ihn in zwei Hälften und läßt ihn auf diese Weise auf die Materialdicke des Tors zusammenschrumpfen. An den durch dieses Tür-Tor-Objekt ausgeschlossenen Räumen konstituieren sich über die Momente des Außen und Innen die Begriffe Öffentlichkeit und Privatheit, bzw. profaner Raum und kulturelles Archiv. Durch die vorderseitigen Holzfüllungen und die rückseitig anbebrachten Kupferplatten werden diese Dichotomien nochmals verstärkt.
Auf den Kupferplatten sind, wie auf wirklichen Eingangstoren im öffentlichen Raum, Plakate aufgeklebt. Die Plakate zeigen eine fotografische Aufnahme der vorderen, durch das Tor verdeckten Hälfte des Ausstellungsraums, in dem gerade Modeaufnahmen gemacht werden. Die Wände des Raumes sind mit Schriften beklebt und bilden damit nicht nur einen graphischen Kontrast zu den bunten wehenden Kleidern der Models, sondern sind als Absichtserklärungen bildender Künstler Ausweis eines intentionalen Verhältnisses zur Kunst, dem das Rezeptionale der Mode entgegensteht. Auf diese Weise addieren sich zu den bereits mit dem Tor eingeführten Dichotomien öffentlich - privat, profaner Raum - kulturelles Archiv die Gegensätze Intention - Rezeption und Konzeption - Ausführung, welche durch die ersteren schon konnotiert waren. Das letzte Begriffspaar ergibt sich aus dem Umstand, daß die Künstlerschriften aus dem Buch "Wegweiser - Kunst für München" entnommen sind und dadurch allen Schriften ein ausgeführtes Kunstwerk gegenübersteht. Da diese ausgeführten Werke keinen privaten, sondern einen öffentlichen Raum beanspruchen, schließt sich der Kreis der Dichotomien. Indem die künstlerischen Konzeptionen als Schriftbild den Hintergrund für Modeaufnahmen bilden, wird nicht nur die Frage nach dem Verhältnis von Intention und Rezeption aufgeworfen, sondern ebenso auf ein Legitimationsproblem der aktuellen bildenden Kunst verwiesen, als dessen Heilmittel "Crossover" auftritt. Die Plakate kündigen in Folge dessen eine Symposium zum Thema "Crossover" in der bildenden Kunst hinsichtlich der Vermischung von Kunst und Mode an. Das angekündigte fiktive Symposium ist zum Zeitpunkt der Eröffnung der Ausstellung schon vorbei. So wie das Tor scheinbar Räume öffnet, sie aber de facto zum Verschwinden bringt, kündigt das Plakat eine Veranstaltung an, die zum Zeitpunkt der Ankündigung bereits Vergangenheit ist.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog:
Michael Hofstetter: Die Schwelle
mit Texten von Helmut Friedel, Thomas Dreher, Michael Schultze