Michael Hofstetter: Booster (EditedVersion)

 

 

Galerie Nusser&Baumgart
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Austellungseröffnung: 10. Mai 2005, 19 Uhr
Dauer der Ausstellung: 11. Mai bis 18. Juni 2005

 

Pressetext



Konzept und Realisation dieser All-Over-Installation erstellte Hofstetter zwischen 1999 und 2000 während eines Studienaufenthalts in den USA. In spielerischer Reflektion über das Verhältnis zwischen ‚öffentlich' und ‚privat' entsteht am Beispiel der Stadt Los Angeles ein vielschichtiges Bezugsfeld zwischen den verwendeten Medien. Beinhaltete diese Installation ursprünglich Malerei, Zeichnung, Architektur, Skulptur, Photographie und Dia-Projektionen gespeist aus dem lokalen Zeichenreservoir dieser Stadt, so realisiert der Künstler nun eine ausgekoppelte Version von Booster mit dem Fokus auf Malerei, Zeichnung und Photographie.

Als ‚Boosting' beschreibt der Stadtsoziologe Mike Davis die Entstehung von Städten wie LA durch die Parzellierung von Wüste und den Verkauf dieser Grundstücke. Mit territorialer Abgrenzung und Durchlässigkeit von privatem und öffentlichem Raum, der Inbesitznahme von Territorien in der Absicht der Kapital maximierung ohne Rücksicht auf soziale oder ökologische Kontexte setzt sich auch Hofstetters Installation Booster (Verstärker) auseinander. Für Hofstetter stehen in Los Angeles „nicht wie in einer europäischen Stadt öffentliches Leben gegenüber Privatleben, öffentlicher Raum gegenüber privatem Raum, Begegnung, Diskussion und öffentliches Interesse gegenüber Rückzug, Kontemplation und Familie. Das Öffentliche hat keine eigene Qualität, sondern ist das (noch) nicht Privatisierte. Die Verhinderung von Öffentlichkeit durch eine ursupatorische Privatisierung aller Lebensbereiche einschließlich von Natur, läßt politische, soziale und ästhetische Fragen zur Meinungssache des Subjekts werden. Das Politische, Soziale und Ästhetische – eben jegliches Außen – verschwindet zugunsten privater Ideologien." (M.H.).

Die gemalten Bilder von Hofstetter versammeln Motive aus Stadtplänen von Los Angeles, dem Wochenmagazin "LA Weekly", Pornoheften, sowie Auto- und Immobilienzeitschriften. Sie alle sind mit Temperafarben auf modulartige Lochplatten gemalt, wie sie zum Abhängen von Decken in Hand-werkermärkten angeboten werden. Hofstetter schichtet und montiert Ebenen übereinander, tapeziert Pergamentpapier auf Pressspanplatten, durchbricht das Prinzip der Übereinanderschichtung, indem er tiefer liegende Ebenen hervortreten lässt und malerisch weiterbearbeitet. So entsteht ein Neben und Übereinander verschiedener Bild- und Zeichen-welten analog zu seiner Aneignung der Stadt. Die Ebenen überlappen sich, scheinen durch und entwickeln ein referentielles Eigenleben. Es entsteht eine hybride Gegenwelt, ungebändigt und domestiziert zugleich, die Schlaglichter auf Eigenheimidyllen, Turbokapitalismus und Traumfabrikation wirft.


Julia Lachenmann