Bicepteur: Michael Hofstetter, Niklas Nitschke, 2009

 

 

 

Ruzicska Weiss - Galerie für zeitgenössische Kunst
Bernd Ruzicska
Ackerstr. 125
40233 Düsseldorf
T 0211 17 99 411
F 0211 17 99 412
http://www.ruzicskaweiss.com



Pressetext


Austellungseröffnung: 26. Juni 2009, 19:00 Uhr
Dauer der Ausstellung: 26. Juni bis 14. August 2009



Mit der vierten Ausstellung der Reihe Kunst-hilft-Kunst zeigt die Düsseldorfer Galerie Ruzicska Weiss die beiden Künstler Michael Hofstetter und Niklas Nitschke. Mit dem Titel „Bicepteur", – einem Begriff des französischen Psychoanalytiker Jaques Lacan – eröffnen die beiden Künstler den Raum zwischen zwei Menschen, den Raum des Begehrens. Diese Lücke, die weder dem Einen noch dem Anderen (zu)gehört, sondern den ausgeschlossenen Schnittpunkt zwischen den Beiden bildet, ist für beide Künstler auch der Ort der Kunst. Es ist das Fremde, daß das Eigene besetzt.

Dieser gegenseitige Fremdheit geben die beiden Künstler in ihrem gemeinsamen Werk statt: zwei Pieta-Figurengruppen. Der Maria von Nitschke legt Hofstetter seinen Christus auf den Schoß; nach Hofstetters Kopie von Nitschkes Maria folgt dann Nitschke mit seiner „Christuslegung", die wiederum eine Kopie von Hofstetters Christus darstellt. Zu dem Raum zwischen Maria und Christus, der in einer raffinierten Doppelung zu sehen ist, stellt sich noch ein dritter Zwischenraum: der zwischen den beiden sich gegenüberstehenden Pietas.

Das Motiv der Pieta zitieren Hofstetter und Nitschke auch als Schauplatz abendländischer Produktionsbedingung. Nicht nur der aller Schöpfung und Erneuerung zugrunde liegende Schmerz, nicht nur die Hingabe, nicht nur das Sich-Überwinden: in und durch Maria ist immer auch der weibliche Produktionshintergrund präsent, der sich dem Schöpfergeist opfert. Der Schnittpunkt zwischen Maria und Christus wird zur Scheidestelle. Die Doppelausstellung ist deshalb mehr als nur ein Dialog zweier Künstler. Sie fragt nach dem offensichtlichen in der Kunst sowie einem ausgeschlossenen Dritten, das hier zum eigentlichen Spielfeld der Erfahrung gerät. Der Zwischenraum - als einfache Lücke zwischen zwei Perspektiven - zeigt das Umschlagen von Gewissheit in Fremdheit, die Leerstelle, in der der Andere erst im Bewusstsein seiner Uneinholbarkeit erreichbar wird.

Über den Künstler Michael Hofstetter

Das Werk Michael Hofstetters ist durch und durch heterogen und vollzieht unausgesetzt einen inneren Grenzgang, der von der Idee des uneinholbar Privaten sowie der Unmöglichkeit, Künstler zu sein, getragen wird. Indem er immer wieder den Ort der Produktion, den Prozess und die Bühne seines Werkes durchleuchtet, lässt Hofstetter ein Geflecht von Bezügen entstehen, über das er auch ein Panorama zeitgenössischer Gefühlskonstrukte erstellt.
Michael Hofstetter hat an der Akademie in München studiert, er lebt und arbeitet in München.

Über den Künstler Niklas Nitschke

‚Radikale Analyse' und ‚methodisch Verdopplung' wesenhafter Züge des eigenen Werkes sind
unverkennbare Betriebsmomente in der künstlerischen Praxis von Niklas Nitschke. Sie sind gleichzeitig der Versuch, sich selbst aus der Arbeit heraus zu nehmen. Durch die Verdopplung einzelner Teile, die einer Nivellierung gleich kommt, entsteht in „gegenseitiger Tilgung" ein scheinbar leerer Raum. Die Arbeit repräsentiert nichts, sie befreit den Gegenstand und den Künstler davon, etwas repräsentieren zu müssen. Dabei produziert sie einen einfachen Raum, in den man eintreten wollen muss.
Niklas Nitschke studierte Freie Kunst in München und Düsseldorf, er lebt und arbeitet in Breslack, nahe der polnischen Grenze.

Über die Galerie Ruzicska-Weiss
Seit dem Frühjahr 2004 präsentiert die Galerie junge, internationale Kunst in einem für Ausstellungszwecke umgebauten Ladenlokal in Flingern, Düsseldorf. Als eine stabile Plattform definiert sich die Galerie Ruzicska-Weiss vor allem über die Zusammenarbeit und die Kommunikation mit ihren Künstlern. Sie sieht sich keiner bestimmten Kunstform verpflichtet. Neben den Einzelausstellungen werden die Unterschiede in den Positionen exemplarisch in Gruppenausstellungen vorgestellt.

Zum Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e.V.
Zweck des Paul-Klinger-Künstlersozialwerks e.V. ist seit über 30 Jahren die Förderung der sozialen Existenzsicherung für alle künstlerischen Berufe. Das Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e.V. bietet "Sozialberatung für Künstler in Form von Vorträgen (z.B. an Kunstakademien, Künstlerverbänden und -vereinigungen sowie deren Mitglieder) und Einzelberatung. Die Paul-Klinger-Künstlersozialwerk e.V. unterstützt Härtefälle mit direkten, finanziellen Hilfen.