Michael Hofstetter, Hört auf zu schreiben, 2005

 

Galerie Royal
Luisenstr. 66
80798 München
Tel. +49 89 85699151

 

Pressetext

 

Beyond beyond the Brillo Box
50 Jahre Ende der Kunst

 

kuratiert von Frank Hornung in Zusammenarbeit mit der Galerie Royal

Eröffnung: Samstag, 17. Mai 2014
Ausstellung: 17.05.-13.06.2014


Am 21. April 1964 eröffnete in der New Yorker Stable Gallery eine Einzelausstellung, in der der
aufstrebende Pop-Künstler Andy Warhol 400 Repliken von supermarktüblichen
Produktgroßpackungen zeigte: Kartons der Marken Heinz, Del Monte, Mott's, Kellog's und natürlich
Brillo Reinigungspads.


Die Brillo Schachteln wurden zu einem Markenzeichen Warhols und von Pop Art überhaupt. In den
einflußreichen Arbeiten des Kunsttheoretikers Arthur Danto erscheinen sie als Chiffre eines
epochalen kunstgeschichtlichen Umbruchs: sie markierten nichts weniger das "Ende der Kunst"
(Kunst im Sinne des ideologischen Zeitalters der Moderne, verstanden als Fortschrittserzählung einer
Abfolge von einander ausschließenden, Absolutheit beanspruchenden Bewegungen und Manifesten).
An deren Stelle trat ein posthistorischer Zustand des fröhlichen Anything-goes, welche ohne ein
teleologisches letztes Ziel oder eine verbindliche Große Erzählung tendenziell ewig andauern könnte.
50 Jahre später ist nicht nur Danto selbst († 25.10.2013), sondern allem Anschein nach auch das
posthistorische Zeitalter nach dem "Ende der Kunst" selbst schon wieder Geschichte. Mehr oder
weniger stillschweigend und im Rahmen gravierender Umwälzungen im globalen Kunstmarkt, hat
sich mit dem Tauschwert erneut eine letztgültige Wahrheit etabliert: die Auktionserlöse entscheiden
so unbestechlich über die objektive kunsthistorische Bedeutung wie weiland Hegels objektiver Geist
der Geschichte.

Das 50-jährige Jubiläum des "Endes der Kunst" macht deutlich, wie sehr nicht nur künstlerische Stile,
sondern auch unsere Vorstellungen von Kunst überhaupt historisch kontingent sind. Und eine
Neubetrachtung des historischen Bruchs zwischen Abstraktion und Pop, Moderne und Postmoderne,
Fortschrittserzählung und Posthistoire ermöglicht vielleicht auch, die gegenwärtigen Umbrüche und
Verwerfungen besser zu verstehen und zu verarbeiten.

Die Ausstellung wird ergänzt durch ein Rahmenprogramm zur Vernissage mit Lesungen von Thorsten
Krämer und Joachim Lottmann (der aus seinem druckfrischen Roman "Endlich Kokain" lesen wird)
und einer Soundperformance von Hans Poppel.

Teilnehmer: Florian Balze, Nigin Beck, Anna Donska, Tom Früchtl, Rudolf Herz, Michael Hofstetter,
Unk Kraus, Josef Lechner, Virginie Mossé, Elena Muti, Pasquale Polidori, Mariagrazia
Pontorno, Hans Poppel, Valerio Ricci Montani, Valio Tchenkov, Susanne Thiemann,
Matthias Wohlgenannt