jetzt bereiten

wir fressen zeit und scheißen räume

 

eine AUS-stellung von michael hofstetter

 

Räume sind temporäre Blasen, die durch die Beatmung ihrer Bespieler existieren.

 

eröffnung: sonntag 10. mai 2009, 18 – 22 h
einführung: pavel zelechovsky (kurator); klanghülle: tom früchtl gitarre / verstärker
performerinnen: hanna franzika staudenmaier: engel / fiona bader: maria


ausstellung: mo. 11. mai – so. 17. mai. 2009, 18 ­– 21 h
finissage: sonntag 17. mai 2009, 18 – 22 h 

20 h, künstlergespräch mit maria und engel, kurator und theoretiker/In

STATION FOE 156, Oberföhringer Straße 156, 81925 München
in zusammenarbeit mit dem kulturreferat der landeshauptstadt münchen

 

Das symbolische Kapital ist aufgebraucht. Am verkommensten Ort und im benutztesten Raum will ich beginnen weiterzumachen. In der Illusion des weißen Reinen, im leeren Raum, dem WHITE CUBE, warten zwei Dienerinnen des JETZT auf Gäste. Hineingesetzt in die gescheiterte Geschichte und die Verdorbenheit aller Zukunftsverheißungen finden sie sich zusammen mit dem Besucher der STATION FOE 156 ein in die Verlegenheit dieser Situation. Ohne sich und anderen etwas vorzumachen und den Raum mit Supplementen und Attrappen einer künstlerischen Ratlosigkeit anzufüllen, bereiten sie voller Zuversicht dem Besucher ein HIER und JETZT.

Eines ist gewiss, die Engel müssen von außen kommen. Wo finde ich sie? Sind sie eingesperrt in ihrer Kleinfamilie, angekettet an Wohnung, Kind und Mann, oder kaufen sie gerade bei Tengelmann ein? Fahren sie gerade mit ihrem schwarzen Offroadfahrzeug durch die Waschanlage? Oder stehen sie auf der Kabelbrücke über der Isar und denken an Selbstmord?

Ich mache mich auf die Suche. Laufe durch die Stadt. Angezogen mit einem Long-Sleeve-T-Shirt, auf das ich die Stellenausschreibung für die Engel geschrieben habe.

Vorne steht zu lesen:

suche
ENT(D)zauberin,
die im ALLES-
SCHON-DA den
anFANG weiss von
der ENTtäuschung,
die Schönheit
gebie(TE)rT.

Auf der Rückseite steht:

suche
ZAUB(d)ERIN, die
im NICHTS, im
NACKTEN wEISs,
von der
VERHEIS(z)SUNG
WEISS, die NICHTS
erFÜLLEN muss.

 

Gibt es Engel ohne Absender? Gibt es eine Botschaft ohne die Gewissheit eines Ganzen? Gibt es Marien, die nur offen sind für Botschaften – auch wenn sie von ungesicherten Sendern kommen und in leeren Räumen hallen? Ich STELLE SIE EIN, um auf meine AUS-Stellung aufzupassen. An der Eröffnung wird der nackte weiße Raum gefüllt sein von dem WARTEpublikum der Kunst. Die beiden Ausstellungshüterinnen, Engel und Maria, müssen in diesem Augenblick selbst nackt werden und ganz still, damit man die Leere wahrnimmt. Ein Troubadour wird sie in eine Klanghülle tauchen, um ihnen Würde, Maß und Kleid zu geben. Danach empfangen diese beiden Heiligen des Scheins sieben Tage lang anziehend angezogen mit T-Shirt und Zeitungskleid den Besucher. Die Maria trägt an den Botschaften von LETTRE  und Financial Times. Der Engel wechselt täglich Kleid und Botschaft:

Stellenausschreibung:

Du weißt wie schwierig Gastfreundschaft ist. Du weißt um die Angst in jeder Begegnung. Du weißt warum der Engel erst einmal "FÜRCHTE DICH NICHT" sagen mußte, um Maria offen zu machen für eine Begegnung

Eine Ausstellung ist immer ein prekäres Unterfangen nah an der Verletzlichkeit. Es bedarf eines reinen Raumes und eines reinen Herzens. Du weißt das gibt es alles nicht mehr, weil mit all diesen Worten Verführung betrieben wurde. Alles ist zur Attitüde verkommen. Jedes Herz und jeder Raum wurde beschmutzt durch Mißbrauch für den Zweck der eigenen Bewerbung, der eigenen Versicherung, des eigenen Einrichtens in der Welt als Zwangsherstellung des Wünschens. Du weißt, daß der WHITE CUBE ebenso ein Produkt ist wie der WEIßE RIESE und die Alno Küche. Du weißt das niemand durch SCHÖNER WOHNEN Schönheit erfährt.

Du verstehst, daß Kunstwerke in einem weißen Raum an der Wand hängend nur noch Attrappen sind, Vorwand für eine Wartegesellschaft sich einzufinden um nur DA ZU SEIN oder auf eine Sensation zu hoffen. Du verstehst, daß das NUR DA SEIN keine Bilder braucht und keine Objekte. Du warst öfters in deinem Leben in einem Raum NUR DA und wußtest nicht, ob du gehen oder bleiben solltest.

Ich möchte, daß du das DA SEIN umhüllst. Es aus seinem Warten befreist und Begegnung schaffst. Das Sich-Ausstellen ausstellst und in die Selbst-Vergessenheit des JETZT und HIER führst.

Ich suche für eine Woche lang jeden Tag von 18 - 21 Uhr zwei GastgeberInnen. Ihr empfängt den Besucher an dem Punkt eurer und seiner Ausgesetztheit an dem verlassenen Ort Station FOE 156. Ihr führt ihn durch die Ausstellung ohne dass Bilder an der Wand oder Objekte Euch führen und leiten. Alles entsteht im Augenblick eures Treffens, aus der NACKTHEIT eures Daseins heraus.

Eine von Euch Gastgeberinnen trägt jeden Tag ein anderes T-shirt mit zwei aufgedruckten Sätzen. Die helfen Euch mit dem Besucher einen Anfang zu machen. Die zweite Begleiterin und Mitwächterin trägt ein Kleid genäht aus Zeitungen.

Ihr wißt nur durch Entkleiden jeglicher Meinungen, die uns täglich schützen, sind wir fähig ein Jetzt zu gebieten. An der Ausstellungseröffnung kann der Raum selbst, der ausgestellte Verzicht, diese Entkleidung nicht anzeigen, weil das Publikum an die Stelle der Leere tritt. Ihr müßt an diesem Abend symbolisch für den Raum selbst nackt werden. Tom Früchtl wird euch mit einem Klangteppich kleiden.

Es gibt für dein Raumhüten ein wenig Geld vom Kulturreferat.

Möchtest du deinen Atem für eine Woche der STATIION FOE 156 geben?

dann schreib mir doch bitte; Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!