Michael Hofstetter: Promoting Paradise, 2000
a concept for a waste management plant

 

 

Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart
Atelier Anna Tretter
Am Weisenhof 1
70192 Stuttgart

 

Broken Dreams
… leider müssen wir Ihnen mitteilen…

kuratiert von Jan Löchte und Rudolf Reiber

18.07. – 20.07.2002

mit: Helmut Dietz, Ayse Erkmen, Friedmann Flöther, Michael Hofstetter, M+M mit ASW Architekten, Martin Feldbauer, Daniel Milohnic, Dirc Paschke, Karin Sander, Timm Ulrichs, Leonardo da Vinci

 

 

 

Michael Hofstetter: Promoting Paradise, 2000

Ein Projekt für den Neubau des Betriebshofes Ost Amt für Abfallwirtschaft, München

 

Das Konzept für die künstlerische Gestaltung des Betriebshofes "Promoting Paradise" verschränkt zwei disparate Strategien ineinander: eine Gartenarchitektur und eine Werbekampagne.

 

Ihre Komposition entspricht der Ineinanderschachtelung von Haus und Auto auf der Ebene die Architektur. Die Gartenarchitektur visualisiert auf dem Dach des Betriebshofes Ost einen Ausschnitt aus der Planzeichnung der St. Gallener Klosteranlage. Dieser Plan – zu Zeiten Karls des Großen verbindliches Muster für alle Klöster im Reichsgebiet und Repräsentant des damaligen internationalen Stils – wird in Form von Blumen- und Gräserrabatten nachgezeichnet. Die Farben der gewählten Blumen und Gräser – Orange und Grau – orientieren sich am verbindlichen Erscheinungsbild der städtischen Entsorgungsunternehmen und an der Architektur des Betriebshofes Ost. Der Dachgarten verbindet sich in Form und Farbe mit den bestehenden architektonischen Elementen und bildet ein Signet für den Bau, welches von der vorbeifahrenden S-Bahn aus einzusehen ist.

 

Die Werbekampagne benutzt diesen Dachgarten als Location für eine Fotosession. Mit drei Personen (Bundesumweltminister Jürgen Trittin, Adam und Eva) wird eine Bildabfolge fotografiert, die in der Art einer Fotostory für das Trennen von Müll wirbt. Von sechs Fotografien werden Plakate für die bestehenden Plakatständer der Müllwagen hergestellt. Auf diese Weise bewegt sich das zum Signet der Architektur gewordene Motiv des Dachgartens in sechs verschiedenen Ansichten durch die Stadt und wird so der Öffentlichkeit vorgestellt. Diesen Teil der Installation sehe ich als temporäre Intervention, die von Zeit zu Zeit aktualisiert werden könnte.

 

Idee

"Promoting Paradise" wiederholt die dem Betriebshof eigenen Dualismen: Statik – Dynamik, Konzentration – Ausbreitung, Unzugänglichkeit – Zugänglichkeit, Realität – Ideologie, besetzt sie inhaltlich und aktiviert sie so. Die Statik des Gartens kontrastiert mit der Dynamik der Fotostory und ihrer Verbreitung durch die Müllwagen. Das gewählte Gartenparadigma, der mittelalterliche Klostergarten (hortus conclusus), steht für einen geschlossenen Güterkreislauf, in dem keine Energie verloren geht. Als Abbild göttlicher Weltordnung ist dieses Gartenmodell – wenn auch nicht mehr gesellschaftlich bewußtes – Leitbild der hierzulande propagierten und betriebenen Müllverwertung in Form eines Recyclings. "Promoting Paradise" vergegenwärtigt mit seiner Gartenarchitektur auf dem Dach des Carports dieses mittelalterliche Modell. Die Gartenarchitektur ist dabei als Bezugsfeld der Werbekampagne sowohl piktoraler Hintergrund als auch Dispositiv einer Problematisierung von Abfallentsorgung, in der die Werbung als Ausdruck von Überfluss Indikator eines nicht zu lösenden Widerspruches ist. Geschichte, Politik, Lokalkolorit, Werbeästhetik und ortsspezifische Architektur werden auf diesen Bildern in einer Weise miteinander verknüpft, daß sie zugleich als Bewußtmachung der Müllproblematik als auch als nur hippe Reklame lesbar sind.

 

Teil 1: Der Garten Die Gartenarchitektur soll sich im technischen und finanziellen Rahmen dessen bewegen, was vom Bauherr bisher ausgeschrieben wurde. Für sie werden hauptsächlich die für das Dach ausgeschriebenen Sedumpflanzen verwendet. Die Möglichkeit einer Substraterhöhung für die Bepflanzung der im Plan grau dargestellten "Klostermauern" soll zusammen mit den Architekten und der Landschaftsarchitektin geprüft werden. Generell ist eine enge Zusammenarbeit mit der Gartenarchitektin Zaharias vorgesehen. Von künstlerischer Seite wären Beeteinfassungen aus Metallprofilen oder Stein vonnöten, um die Gestalt der einzelnen Formen zu erhalten. Die Entsorgung der Fluggräser könnten ein oder zwei Komposthaufen auf dem Dach gewährleisten.

 

Teil 2: Die Werbung Die Werbekampagne mit sechs fortlaufenden Motiven über Ursprung und Sinn der Mülltrennung wird hergestellt, nachdem der Dachgarten eingewachsen ist. Sollte Umweltminister Trittin nicht persönlich gewonnen werden können, wird ein Double seiner Person eingesetzt. Adam und Eva werden von professionellen Models dargestellt. Fotografiert werden die Bilder von mir unter Zuhilfenahme eines Modeaufnahmeteams, die Texte eventuell von einem Werbetexter überarbeitet. Die Bildtafeln entsprechen in Material und Größe der bereits bestehenden Werbung an den Müllwagen. Die in dieser Mappe gezeigten Computersimulationen sollen allein einen vorläufigen Eindruck von der späteren Fotoserie vermitteln.

         
 CoverKlein
 DachgartenKlein
 2000 PromotingParadise Poster1
 2000 PromotingParadise Poster2
 2000 PromotingParadise Poster3
 2000 PromotingParadise Poster4
 2000 PromotingParadise Poster5
 2000 PromotingParadise Poster6
 LastwagenMitPlakat