Michael Hofstetter: ES, 2021, Intervention im öffentlichen Raum
von Eisenhüttenstadt (ehemaliges Café c'est la vie)
3 m x 27 m, Nessel, Effektgewebe Chrom
ICH FINDE ABER DASS ist der Einwurf des Subjekts gegen das System. Die Wut und das Aufbegehren gegen Bevormundung. Das Durchbrechen der Ordnungsmacht mit seinem eigenen Begehren.
Dieser Satz ist für mich der Satz unserer Zeit. Er steht gegen das Ganze und gegen das Verstehen des Ganzen. Ein Modell von einem solchen Ganzen ist die Planstadt Eisenhüttenstadt in ihrer ursprünglichen Planung von 1950. Diese Stadt ist die Manifestation eines Idealmodells eines gemeinschaftlichen Zusammenlebens. Die ästhetische Ordnung als gelungene Setzung ist zugleich ethisches Modell. Hierin ist die Planstadt Eisenhüttenstadt mit der fünf Kilometer südlich gelegenen Klosteranlage in Neuzelle vergleichbar. Die Intervention „ES“ ist als Monument des Partikularinteresses zugleich die Frage, warum genügt das Ästhetische allein nicht mehr für eine blühende Gemeinschaft.
ES, mit seinem Schriftzug „ICH FINDE ABER DASS“ ist das Gegenstück zu dem Werk Verzückung [black box] Inkarnation, aus dem Jahre 2019 im Klosterhof Neuzelle. Geht es in Eisenhüttenstadt um die hilflose Einsamkeit und Ausgeliefertheit des Einzelnen in der Orientierungslosigkeit, so zeigt das Werk in Neuzelle dem Einzelnen einen möglichen Ort. Einen Ort, der eingespannt ist zwischen dem Leib und Gott und daher ein Rätsel bleiben darf. Dieses Rätsel ist in Eisenhüttenstadt nur noch eine Baustelle des Begehrens.